Das 18. Jahrhundert

Die Krise

1694, nach dem Ende des Pfälzischen Erbfolgekrieges lag Pforzheim in Trümmern.

Am 27. Dezember 1694 hatte die erste Zusammenkunft der überlebenden Singer stattgefunden. Man zählte 41 Mann, vom Kirchenrat bis zum Organisten, vom Bürgermeister bis zum Bader, vom Pfarrer bis zum Bortenmacher und Hosenstricker.

Stich aus der Chronik des Abtes Gebert von St. Blasien, 1767.

Der Neuanfang

Die Unterlagen waren verbrannt, die alte Bruderschafts-Lade wohl ausgeraubt und das Vermögen bis auf 100 verliehene Gulden dahin. Ein trauriger Tag und dennoch ein Neuanfang, der wenige Jahre später, als die bitterste Not in der zerstörten Stadt gelindert war, in der Reorganisation der Gesellschaft, in der Anlage eines neuen Stammbuchs und der Niederschrift neuer Statuten im Jahre 1701 seinen Abschluss fand.

„Pforzheims Stammbuch seiner Löblichen Singergesellschaft anno 1701“ Die Illustration ist dem Stammbuch von 1701 der Löblichen Singergesellschaft von 1501 Pforzheim entnommen, das bei der zweiten Totalzerstörung der Stadt am 23. Februar 1945 vernichtet worden ist… glücklicherweise sind in der 1901 verlegten Jubiläumsschrift zum 400-jährigen Bestehen der Singergesellschaft einige abfotografierte Abbildungen aus dem zweiten Stammbuch der Singergesellschaft erhalten geblieben. So auch diese Zeichnung

Traditionelle Schwerpunkte

Zwei traditionelle Schwerpunkte prägten die Vereinigung im 18. Jahrhundert: die Sicherung eines christlichen und ehrwürdigen Begräbnisses der Mitglieder und ihrer Familienangehörigen und die Durchführung der jährlichen Zusammenkunft.

Die Singergesellschaft war zum einen Begräbnisversicherungskasse und bot zum anderen wenigstens einen geselligen Höhepunkt für breitere Schichten der männlichen Pforzheimer Bürgerschaft in einem ansonsten eher freizeitarmen und stark reglementierten Dasein.

 

Sinkende Mitgliederzahlen

Nach dem hoffnungsvollen Neuanfang 1701 scheinen wenige Jahre später Stagnation und Desinteresse das Schicksal der Singergesellschaft im 18. Jahrhundert bestimmt zu haben. Die Beteiligung an den Begräbnissen ließen häufig zu wünschen übrig. Die „kleine Mahlzeit“ aus Anlass der Hauptversammlung hingegen gefährdete mehrmals das Gesellschaftsvermögen und mußte dementsprechend einige Male ausfallen. Die Mitgliederzahl sank fast kontinuierlich auf 22 Mitglieder im Jahr 1795 und mehrmals wurde die Auflösung und die Überweisung des Vereinsgeldes an die Armenkasse beantragt.