Grussworte der Stadt Pforzheim

Anlässlich der Jahreshauptversammlung der
LÖBLICHEN SINGERGESELLSCHAFT VON 1501 PFORZHEIM
am 6. Januar 2010

gesprochen durch den Oberbürgermeister Gert Hager

Rede im vollen Wortlaut: Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Herren Obermeister,
Liebe Singer,

eigentlich könnte ich es mir einfach machen als neuer Oberbürgermeister, indem ich nur ein
freundliches Grußwort spreche, welches gute Wünsche zum Neuen Jahr und zum neuen Singerjahr überbringt.
Das tue ich insofern, als dass ich die besten Wünsche des Gemeinderates sowie meiner Kollegen
im Bürgermeisteramt Herrn Erster Bürgermeister Roger Heidt und Herrn Bürgermeister Alexander Uhlig überbringe. Ebenso herzlich grüße ich Sie auch persönlich.

Es bei freundlichen Neujahrsgrüßen und guten Wünschen zu belassen ist meiner Meinung jedoch
zu wenig für den selbst gesetzten Anspruch und die Jahrhunderte alte Tradition der Löblichen Singergesellschaft von 1501.

Deshalb stellt sich doch die Frage fast von selbst:
wo stehen wir heute, wo steht Pforzheim ?
Und vor allem – wo wollen wir hin ?

Im 510. Singerjahr muss sich die Stadt Pforzheim mit den Folgen einer weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise befassen, wie sie in ihrem Ausmaß zuvor nicht vorstellbar gewesen wäre. Renommierte Banken und Unternehmen kämpfen um die nackte Existenz, große Privatvermögen sind in einigen
Ländern über Nacht recht klein geworden.

Nun, was heißt das für unsere Heimatstadt ?

Es ist gut, dass unsere Unternehmen umsichtig und klug mit der Krise umgehen, es nicht zu Massenentlassungen kommt. Dennoch sind die Folgen auch für Pforzheim unübersehbar.

Das Stadtsäckel ist leer, im Haushalt für 2010 und 2011 klafft derzeit jeweils ein Loch von
90 – 100 Millionen Euro – pro Jahr !!!
Hinzu kommt das große Risiko aus den ärgerlichen Derivat-Geschäften.

Sollen wir jetzt aufgeben ?
Sollen wir uns tatenlos in unser Schicksal ergeben ?

Nein, natürlich nicht !!!

Vieles wurde in den vergangenen Monaten auf den Weg gebracht: eine Neuausrichtung in der Wirtschaftsförderungspolitik, Neuansiedlungen und Erweiterungen bestehender Firmen, Maßnahmen
zur Belebung der Innenstadt, Beschluss des Verkehrsentwicklungsplans, intensive Zusammenarbeit
mit der Hochschule – all das sind nur einige Stichworte für das was sich gerade tut –
ja, und dies gerade in Zeiten der Krise.
Dies sind Marksteine für eine bessere Zukunft unserer Heimatstadt !!!

Eines stimmt mich dabei besonders hoffnungsfroh:
der deutlich spürbare Wille von vielen Bürgerinnen und Bürgern mit anzupacken, den Karren gemeinsam wieder aus dem Dreck zu ziehen.
Regelmäßig werde ich in der Stadt – oft sogar mitten auf der Straße – angesprochen von Bürgerinnen
und Bürgern, die sich engagieren oder gute Ideen einbringen wollen. Dafür bin ich sehr dankbar und
nehme das auch gerne an. Das Bruddeln ist weniger geworden, das Wollen hat spürbar zugenommen. Diesen Schwung müssen wir alle nutzen – für unsere Heimatstadt.

Und hier können wir uns ein Beispiel nehmen an den „Löblichen Singern“:

in der Gründung haben unerschrockene Männer zugepackt und sich unter Gefahr für das eigene Leben
um ihre Mitbürger gesorgt. Um das Leben des Einzelnen geht es heute glücklicherweise nicht mehr,
aber der Not der Mitmenschen nehmen sich die Singer auch heute noch durch unkomplizierte Hilfe
an – ohne nach Stand oder Herkunft zu fragen.

Dieses gelebte Bürgerengagement, welches die Vermittlung von heimat-geschichtlichem und kulturellem Wissen mit einschließt, kann Beispiel geben für andere. Wenn wir alle so zusammenstehen, wie es die
bei der „Löblichen Singergesellschaft von 1501“ aktiven Bürger tun, dann ist mir um Pforzheim
in der Zukunft nicht bange.

Und damit wird zugleich die dritte eingangs gestellte Frage – „wo wollen wir hin ?“ – beantwortet.
Neben vielen guten und zukunftsweisenden Ansätzen der Stadtpolitik brauchen wir unbedingt das Engagement der Bürger für ihre, für unser aller Heimatstadt. Wenn die Bürgerinnen und Bürger „ja“
sagen zu Pforzheim, dann haben wir gewonnen, dann wird es aufwärts gehen mit unserer Stadt!

Seien wir hier bei den „Löblichen“ die Hefe im Sauerteig, überzeugen wir alle wie wir heute hier
sind unsere Nachbarn, Kollegen und Freunde !

Pforzheim hat das Potential für die Zukunft – fangen wir jetzt damit an !

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