Die Welt im 16. Jahrhundert

Jakob Fugger, der Reiche, Augsburger Handels-patriarch gemalt
1500 von Albrecht Dürer
Aus Erasmus von Rotterdam Lob der Torheit (Moriae Enocomium) Basel 1515
Michelangelo (1475-1564) Maler, Bildhauer, Baumeister:
Kuppel St.Peter, Rom:
(42 m, 132 m hoch)
erbaut 1546-64
Andrea Palladio (1508-80) Villa Cornaro in Piombino
Die Welt im 16. Jahrhundert

Entdecker & Eroberer, Reformatoren & Revolutionäre,
Humanisten & Händler, Maler & Mathematiker
prägen das umstürzlerische 16. Jahrhundert.

Autor: Claus Kuge

Mittelalterliche Weltbilder, überlieferte naturwissenschaftliche Erklärungen, künstlerische Darstellungen, klerikale Regeln, philosophische Auslegungen, geographische Ordnungen und die jahrhundertelang
vom Rest der Welt isolierten Hochkulturen der Inkas und Azteken werden jetzt in wenigen Jahr-
zehnten zertrümmert.

Kolumbus hat einen neuen Erdteil entdeckt!

Und die Europäer entdecken jetzt eine neue Welt.

Philosophen, Denker & Gelehrte sind fasziniert von der wiederentdeckten geistigen Welt der Griechen
und Römer – ihren Gedanken und Lehren zu Politik, Philosophie, Staatsrecht, Menschenwürde, Naturwissen-schaften und Medizin.

Architekten setzen antike Bauideale und -harmonien in Villen, Paläste und Kirchen um. Schönheit und Würde nackter weiblicher und männlicher Körper und die individuellen Gesichtszüge der Menschen werden im Zug dieser Renaissance durch italienische und flämische Maler und Bildhauer entdeckt und dargestellt.

Astronomen, Mathematiker und Kartographen tasten sich über den Raum hinaus, den die Kirche den Wissenschaften zugewiesen hat.

Reformatoren rebellieren in Gedanken, Worten und Taten gegen „gottgewollte“ Machtstrukturen,
Papst und Kurie, die alles detailliert reglementieren und alle kontrollieren.
Rasch und flächendeckend werden ketzerische und wissenschaftliche Gedanken in Europa durch Buchdrucker, trotz Index und Inquisition, in den jeweiligen Landessprachen verbreitet.

Europas rivalisierende Nationalstaaten expandieren aggressiv nach Übersee und leiten damit die Globalisierung der Weltgeschichte ein.

Ein neues Welthandelssystem unter Kontrolle und Vormacht der europäischen Mächte entsteht:
Das neue Gold und Silber aus Amerika erschüttert Europas Geldsysteme. Neuer Reichtum, neue
Armut entstehen. Kakao, Zucker, Tabak, Tee, Gewürze und Kartoffeln werden neue Genuß- und Mengen-Nahrungsmittel.

In Schwarzafrika jagen Iberer und Engländer Sklaven für die kolonialen Bergwerke und Plantagen. Rohstoff- und Tuchimporte verändern fundamental Europas handwerkliche Herstellerlandschaft,
die ersten echten Börsen entstehen.

Portugiesen und Spanier erobern als erste Europäer mit Hilfe ihrer Überseesegelschiffe und Kanonen riesige und rohstoffreiche Territorien in Mittel- und Südamerika, der Karibik, entlang den afrikanischen Küsten, auf den afrikanischen und pazifischen Inseln, dem indischen Subkontinent.

Den südlichen Mittelmeerraum, seine Inseln, ganz Nordafrika und den Balkan erobern sich Krieg
um Krieg die Türken (Osmanen). Sie dringen bis Wien, Algier, Bagdad und Delhi vor.

Die italienischen Stadtstaaten Genua und Venedig verlieren ihre monetären und Handels-Monopole.
Die ausschließliche weltpolitische Focusierung auf den Mittelmeerraum verblaßt.

Auf dem zentraleuropäischen Kontinent verliert die alte Allianz aus Kaiser und Papst endgültig ihre Dominanz. Dezentralisierung, erblich bedingte territoriale Aufsplitterungen und Kleinstaaterei,
starke freie Reichsstädte und eine Vielzahl unabhängiger Fürsten charakterisieren jetzt das
Heilige Römische Reich Deutscher Nation.
Als echte zentralregierte Einheit existiert es nicht mehr.

Reformation und Gegenreformation zerreißen und verfeinden Fürsten, Länder und Leute.

In Frankreich dagegen erstarkt das zentrale Königtum an der Loire nach langen und blutigen
Religions- und Bürgerkriegen und territorialen Kämpfen mit seinen habsburgischen, deutschen
und oberitalienischen Nachbarn.

Auch auf den Britischen Inseln gärt und brodelt es. Rebellische englische Könige und Kanzler
vollziehen durch Gründung einer eigenen Staatskirche die Trennung vom päpstlichen Rom und
den katholischen Kontinental-Mächten. Trotz Bruder- und Bürgerkriege, Parlamentarismus geht
die britische Monarchie zum Ende dieses Jahrhun-derts gestärkt aus allen Wirren hervor.

England fordert Europas Großmacht Nummer 1, das österreichisch-spanische Habsburg, zum Kampf um die Handelsvormachtstellung auf den Weltmeeren heraus.

Der Untergang der spanischen Armada vor Englands Küste leitet Habsburgs Niedergang auf den Weltmeeren ein. Und England steigt in Nordamerika, Fernost und Asien zur neuen europäischen
Kolonial- und Handelsmacht auf. Wie die Niederlande, die sich als neuer europäischer Nationalstaat soeben blutig von Habsburg getrennt hat.

Die Russen schütteln ihr Tartarenjoch ab, die Zaren dehnen ihr Reich bis Westsibirien und an die
Ostsee aus und trennen sich vom orthodoxen Konstantinopel.

Die Schweden dominieren jetzt die Ostsee und Skandinavien. Die mittelalterliche Hanse und der Deutschritterorden sind hier die Verlierer.

Die Völker der Welt sind in innerer und äußerer Bewegung und Veränderung.
Nur China und Japan schließen sich von diesen Entwicklungen aus.

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