Das 19. Jahrhundert

Jetzt Wohlfahrts- und Traditionsverein

Ende des 18. Jahrhunderts stand die Singergesellschaft nach einer Phase der Stagnation und des Verfalls mehrfach vor der Auflösung. Die Beteiligung an den Begräbnissen war schwach, die „kleine Mahlzeit“ in geselliger Runde an Dreikönig rechtfertigte für manch reformfreudigen Singer die Existenz der Gesellschaft nicht. 1801 wendete sich das Blatt. Der Vorstand beschloß erhöhte Beiträge.

1881 stifteten Singer der Gesellschaft ein prächtiges Fotoalbum.
Rechts oben: Singer Ferdinand Habermehl, Pforzheimer Oberbürgermeister.

Entgültige Etablierung der Gesellschaft

Kranke Mitglieder wurden fortan unterstützt, Hinterbliebene erhielten ein „Sterbebeneficium“, bedürftige Mitbürger bekamen Hilfe in Form von Geld oder Naturalien. Die Singergesellschaft entwickelte sich zum Wohlfahrtsverein.

Um 1840 hatte sich die Singergesellschaft endgültig etabliert. Hauptursachen sind in der enormen Bevölkerungsvermehrung im Rahmen der Industrialisierung und im Aufkommen des Vereinswesens zu sehen. Vereine waren die bürgerliche Organisationsform des 19. Jahrhunderts. Neben Geselligkeit boten sie breiten bürgerlichen Schichten die Verwirklichung gemeinsamer Interessen (Arbeiterbildung, Gesang, Sport) und damit eine beschränkte Teilhabe am öffentlichen Leben, die den meisten in der Politik versagt blieb. Die Errichtung einer Leichenhalle und die Neugründung des städtischen Waisenhauses gingen auf Initiativen der Singer zurück.

„hoch gestellt durch Wohltätigkeit“, Widmungszeichnung des Obermeisters Lenz (1838) aus dem Stammbuch.
In den Medaillons die Symbole für Glaube, Liebe, Hoffnung und der Handschlag, später das Signet der Singergesellschaft.

Wachsen der Gesellschaft

Die Mitgliederzahl wuchs, die „Generalversammlung“ wurde zunehmend feierlicher ausgestaltet, wie seit 1857 den Pforzheimer Zeitungen zu entnehmen ist. Den Abschluss bildete dabei ein mehrgängiges Mahl, unterbrochen von Trinksprüchen, Gedichten, Vorträgen und musikalischen Beiträgen. Der Stolz der Singer auf ihre Gesellschaft manifestierte sich in Widmungssprüchen und Zeichnungen im Stammbuch und im 1881 gestifteten Photoalbum… und: im wilhelminischen Kaiserreich wurde der Ton nationaler.

Bevölkerungsentwicklung Pforzheims

1810 – 5572
1840 – 7694
1890 – 29988
1910 – 69082

Mitgliederentwicklung Löbliche Singergesellschaft

1810 – 51
1840 – 104
1890 – 629
1910 – 1044