Wanderführer Wolfram Kienzle, Löbliche Singer-
gesellschaft
Gute Laune bei regnerischem April-Wetter hatten die 34 Teilnehmerinnen
und Teilnehmer der traditionellen Frühjahrs-Gemeinschaftswanderung
von Schwarzwaldverein und Löblicher Singergesellschaft,die sich
unserem Fotografen zum Gruppenfoto stellten.
Wander-
führerin
Camilla Glatz, Schwarzwald-
Verein

Bericht über die:

Frühjahrs-Gemeinschaftswanderung 2005 der
Löblichen Singergesellschaft
und
Schwarzwaldverein, Badengruppe

Sonntag, 24.04.2005

mit Camilla Glatz und Wolfram Kienzle

Die traditionelle Frühjahrs-Gemeinschaftswanderung führte in diesem Jahr von Bretten nach Bauschlott
auf einem Weg, den Melanchthon auf dem Weg nach Pforzheim oder aber die Familie Reuchlins zu
den Verwandten nach Bretten gegangen sein könnten.

Trotz April-Wetterprognosen machten sich 34 Wanderer mit den Wanderführern Camilla Glatz vom Schwarzwaldverein und Wolfram Kienzle von den Löblichen Singern auf den Weg.

Über die früheste Erwähnung Brettens im Lorscher Codex von 766 und in den verschiedenen Urkunden
über Schenkungen von Höfen, Äckern oder Zehnten konnten die Teilnehmer vieles über die Zeit der
ersten Zeugnisse des Bestehens der Orte Sprantal, Nussbaum und Bauschlott erfahren. Die Herkunft
der Ortsnamen lässt sich nicht bei allen Orten nachweisen, dennoch ist es immer wieder interessant, über
das Althochdeutsche oder auch das Keltische eine Verbindung zu den Ortsnamen zu erkennen. So gehen
eine ganze Reihe von Ortsnamen auf den großen Bereich des Wassers zurück, auch wenn es möglicher-
weise nur der Hinweis auf ein sumpfiges, mit Schilf bestandenes Rinnsal ist wie bei Buslat.

Nussbaum als sehr alte Siedlung wurde schon zur Zeit Karls des Großen genannt. Im 14./ 15. Jahr-
hundert erfuhr die alte St. Stephanskirche eine ihrer größten Um- und Ausbauten zu einer Wehrkirche.
Das Beispiel des Tiefenbronner Vorfalls erläuterte, wie schnell Kriegserklärungen ausgesprochen
wurden und wie unsicher man in jener Zeit hier lebte. In Grenzgebieten – Baden – Württemberg –
Kurpfalz sind solche Kirchenburgen häufiger im 14./ 15. Jahrhundert angelegt worden, um der
Bevölkerung Schutz und Vorratshaltung für Notzeiten in den sog. Gaden anzubieten. Diese wurden
allerdings beim großen Umbau 1811 vollständig entfernt, da sie nicht mehr gebraucht wurden.

In der evangelischen St. Stephans-Kirche Nussbaums, einem Kleinod, das zu den schönsten 100
deutschen Dorfkirchen gerechnet wird, erklärte Pfarrer Ehmann die Baugeschichte und die Geschichte
der Fresken, wie sie im Lauf der Jahrhunderte entstanden sind. Mindestens 4 große Umbauphasen
lassen sich nachvollziehen.

Dass die Kirche wegen Platzmangels 1811 nach Westen erweitert wurde und auch heute noch der Gottesdienstbesuch überdurchschnittlich hoch ist, ist für den sehr engagierten Pfarrer eine Bestätigung
für den rege gelebten Glauben. Zeichen dieses Glaubens ist der Umbau der ehemaligen Pfarrscheune
zu einem kirchlichen Zentrum, das viele Möglichkeiten zur Kommunikation bietet.

Nach diesen kulturhistorischen und religiösen Erläuterungen steuerten die Wanderer das letzte Ziel, die Gemeine Bauschlott, an. Die Entstehungsgeschichte an einer kleinen Quelle, die heute noch den Bereich
des Angers markiert mit dem regelmäßigen Ortsgrundriss eines Straßendorfes, ließ die Zeit des Mittelalters
mit den Problemen der Wüstungen, der Seuchen und Kriegswirren lebendig werden. Das Wasserschloss,
das auf dem Grund von verödeten Höfen zu Beginn des 16, Jahrhunderts von den Herren von Wallstein errichtet wurde bestand bis zum Jahr 1795. Friedrich Weinbrenner erbaute ein neues Schloss, besonders
auf den Wunsch der 2. Gattin des Markgrafen Carl Friedrich, die es 1809 als Geschenk erhielt und später
als Witwensitz nutzte. Die Familie hielt sich immer gern in diesem Land-Schloss auf.

Nach dem 1. Weltkrieg gab es eine Menge an ungünstigen zweckentfremdeten Verwendungen, bis
Prof. Dr. Sandkühler das sehr heruntergekommene Schloss 1961 erwarb und begann, es zu restaurieren.

Am schönen Anger entlang ging es dann zur wohlverdienten Schlusseinkehr, sehr zur Freude ohne einen einzigen echten Regentropfen.

Trotz der anfänglichen Meinung, dass dies ja so nah bei Pforzheim sei und man alles kenne, erfuhren
die Wanderer eine ganze Menge Neues über Kunst und Geschichte aus der Umgebung von Pforzheim,
was bei der Dankesrede zum Ausdruck kam.

Bild links: Die Wandergruppe vor der evangelischen Kirche in Sprantal. Bild rechts: Vor der umgebauten Pfarrscheuer in Nußbaum erläutert Pfarrer Ehmann (Bildmitte) die Geschichte der Nußbaumer Kirche


Bild links: Wanderführerin Camilla Glatz erklärt die Kraichgaulandschaft oberhalb von Bretten
Bild rechts: Camilla Glatz gibt Erläuterungen zur Geschichte Brettens


Begrüßung vor dem Melanchthonhaus in Bretten

Bericht: Camilla Glatz
Fotos: Wolfram Kienzle

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