Abschiedsrede Olaf Schulze
zur Hauptversammlung am 11. Januar 2004
Liebe Singer, sehr geehrte Vorstandsmitglieder,vor vier Jahren an Dreikönig 2000 wählten Sie mich zum wohl jüngsten Obermeister in der Geschichte unserer traditionsreichen Gesellschaft und ich trat die Nachfolge von Herrn Dr. Herbert Räuber an.
Ich wusste, dass ich eine ebenso ehren- wie anspruchsvolle und umfangreiche Aufgabe im Ehrenamt übernahm, stand doch das 500jährige Jubiläum, um dessen Ausgestaltung sich ein Arbeitskreis seit Frühjahr 1998 bemühte, unmittelbar bevor.

Seit 1986 bin ich Singer, ich war gerade noch zwanzig Jahre alt. 1993 gestalteten die Kunsthistorikerin Claudia Baumbusch und ich zusammen mit einer kleinen, aber engagierten Gruppe von Singern unter Leitung von Herrn Räuber die Ausstellung ,,Pforzheim zur Zeit der Pest“, die trotz der kurzen Laufzeit
sehr erfolgreich war. 1994 kam ich in den Vorstand und übernahm den Aufbau der Reihe der
„Matineen zur Stadtgeschichte“ – rund 40 Veranstaltungen kamen in den Jahren zusammen, meist
Vorträge, aber auch Führungen, mit denen wir insgesamt rund 2000 interessierte Bürgerinnen und
Bürger unserer Stadt erreichen konnten. Ich danke allen Referentinnen und Referenten und den Mitveranstaltern, die uns Räume zur Verfügung stellten und thematische Reihen organisierten, an
denen wir uns beteiligten.

Wenn ich jetzt das Amt des Obermeisters vorzeitig niederlege, so weiss ich die „Matineen zur Stadtgeschichte“ in guten Händen – Hände, die Obermeister Frank Hirschfeld und dem
Vorstandsmitglied Claus Kuge gehören, welche die Organisation der Reihe bereits im Herbst 2002 übernommen haben … und das erleichtert meine Entscheidung.

Ich war – verehrte Singer – der umfangreichen Aufgabe, die Sie mir 2000 zudachten und für die ich
mich begeistern lassen konnte, leider nicht im vollen Umfang gewachsen. Dies gilt auch für den ökonomischen Aspekt – als Obermeister sollte man wirtschaftlich gesicherter sein, als ich es
bislang war, aber ich arbeite daran. Äußere, aber auch gesellschaftsinteme Umstände führten dazu,
dass ich zweimal (zu Anfang 2001 und im Sommer 2002) schwer erkrankte und jeweils für mehrere Monate ausfiel. Dies stellte den Gesamtvorstand auf eine harte Probe. An dieser Stelle möchte ich
meinen Dank erneuern, den ich im Januar 2002 bei der Hauptversammlung aussprach, einen Dank
an all jene, die meine Aufgaben kurzfristig übernahmen und zu einem guten Ende führten, aber auch
an jene, die mir Zeichen ihres Mitgefühls und ihrer Freundschaft sandten.

Ich habe mich also – nachdem das Gröbste überstanden war und sich auch eine berufliche
Veränderung abzeichnete – im Sommer letzten Jahres dann entschlossen, mich aus der aktiven Vorstandsarbeit komplett zurückzuziehen, meine ehrenamtlichen Tätigkeiten zu verlagern und einzuschränken und im Vorstand den Weg freizumachen für einen neuen Obermeister, der hoffentlich
heute gewählt werden wird. Von einer Reduzierung der Obermeisterposten auf eine Person halte
ich – nicht zuletzt auch aufgrund von traditionellen Gründen, aber gerade auch aufgrund der
Erfahrungen in meinem Fall – nichts.

Ich trete nun also in die Reihe der einfachen Mitglieder zurück und wünsche der Gesellschaft
weiterhin eine gute Entwicklung, einen engagierten Vorstand und allzeit genügend „Nachwuchs“,
der die Tradition der Löblichen Singergesellschaft von 1501 Pforzheim in gewandelter Form
„mit Herz und Hand“ weiter in die Zukunft trägt. Ich war – trotz allem – die meiste Zeit gern
Obermeister und wünsche mir, dass die Singer noch viele Jahre für das Wohl der Stadt und ihrer
Bürger aktiv sein können.

Ich hoffe, Sie – sehr geehrte Singerbrüder – können meinen Entschluss respektieren.
Wir sollten gemeinsam nach vorne schauen.
Ein gesegnetes Jahr 2004, Ihnen und ihren Familien und der Singergesellschaft …
und danke für Ihre Aufmerksamkeit, und das Vertrauen, dass Sie einst in mich gesetzt haben.

Copyright:
Alle Rechte vorbehalten.
Reproduktionen, Speicherungen in Datenverarbeitungsanlagen oder Netzwerken, Wiedergabe auf elektronischen, fotomechanischen oder ähnlichen Wegen, Funk oder Vortrag – auch auszugsweise – nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.