Vorstellen des Humanismus-Preis für Junge Erwachsene durch Claus Kuge
Jahreshauptversammlung am 06.01.2013
 

„Werte sind das moralische Navigationsgerät
des modernen Menschen.“
 

Dieses Zitat aus der Zeitschrift Focus möchte ich an den Beginn meiner Rede stellen.Aufgrund der Erkenntnis, dass sich unsere Gesellschaft in Deutschland im ethischen und sozialen
Umbruch befindet und ein sichtbarer und spürbarer Wandel der Werte eingetreten ist, hat sich die Vorstandschaft der Löblichen Singer entschlossen, einen Humanismuspreis für junge Erwachsene auszuloben.

Auch gedacht als Versuch, das eingangs angesprochene Navigationsgerät zu schaffen.
Damit Sogwirkung zu generieren und vorbildhaft zu sein.

Unser Preis soll Auszeichnung und Würdigung für ein vorbildhaftes gesellschaftliches Engagement in Pforzheim oder der Region sein.

Bewusst schreibt die Löbliche Singergesellschaft von 1501 Pforzheim diesen Humanismuspreis für
junge Erwachsene zwischen 18 und 28 Jahren aus.

Belohnt wird durch diesen Preis ein junger Erwachsener oder eine Gruppe junger Erwachsener für ihr vorbildliches gesellschaftliches Engagement.
Die finanzielle Höhe der Auszeichnung mit € 3.000 soll adäquat den Stellenwert unterstreichen, den die Löbliche Singergesellschaft diesem Preis zumisst.

Was bedeutet Humanismus im 21. Jahrhundert?

Wir haben keine uns befriedigende Definition oder Erklärung hierzu gefunden. Deshalb haben wir uns
dazu unsere eigenen Gedanken gemacht. Ohne dabei im Sinn gehabt zu haben, eine allgemein gültige Auffassung zu entwickeln.

So haben wir bestehende Gedanken und Definitionen gepaart mit unseren Beobachtungen gebündelt
und in Worte gefasst.

Worte, mit denen wir erklären wollen, weshalb wir diesen Humanismuspreis ins Leben rufen.

Ich stelle Ihnen jetzt unsere Grundgedanken vor:

Die rasanten, technischen und ökonomischen Entwicklungen der letzten beiden Jahrzehnte haben einen Umbruch in der Gesellschaft verursacht. Parallel dazu hat sich bei vielen Menschen ein persönlicher Wertewandel entwickelt. Bei manchen auch ein Werteverlust. Vielfach auch ein Abwenden von aktiv agierenden Tugenden hin zum passiven oder reagierenden Trendverhalten.

Es stellt sich uns immer dringlicher die Frage, ob die gesamte Gesellschaft – und damit jeder einzelne Mensch – den global dominanten, ökonomischen und technischen Entwicklungen mit ihrem stetig wachsenden Tempo folgen kann.

Unsere biologischen Grenzen werden allein schon durch die „Rund um die Uhr“ bestehende tägliche Verfügbarkeit durch Kommunikationsmittel und -wege bereits heute dauerbelastet.

Für ein tiefgründiges Hinterfragen angeblicher Fakten oder Sachzwänge steht dem Einzelnen immer weniger Zeit zum Nachdenken oder bewussten Entscheiden zur Verfügung.
Dies führt oft nur noch zu rein pragmatischem Sach- oder Anwender-Denken.

Wir finden deshalb, das ist jetzt und heute ein richtiger und notwendiger Zeitpunkt zur Rückbesinnung
auf humanistische Werte und auf gesellschaftlich solidarische Handlungsweisen.

Das Gründungjahr 1501 unserer Singergesellschaft fiel in eine geschichtliche Epoche, in der Freiheit,
Geist und Tugend des Einzelnen nach Vorbildern aus der Antike wieder geboren werden sollten.

Ad fontis – zurück zu den Quellen – lautete die Devise damals.

Eine solche Geistesströmung könnte gerade heute wiedergeboren werden und damit das menschliche Dasein des Einzelnen verbessern.

Und damit Hand in Hand gehend auch das Wohlergehen der Gesellschaft positiv beeinflussen.

Der einzelne Mensch, seine Würde und seine Menschenrechte sind nach unserem Verständnis im
21. Jahrhundert das Maß der Dinge. Und zentrale Werte eines zeitgemäßen Humanismus.
In heutigen Managerschulen spricht man von Ethik und Sozialkompetenz. Voraussetzung für das Funktionieren einer sozialen Marktwirtschaft sind allerdings auch die traditionellen Tugenden von Maßhalten und Sparsamkeit.
Das sind Werte, die die Verursacher der jüngsten globalen Finanz- und Wirtschaftskrise wohl kaum verinnerlicht haben.

Zur Durchsetzung von Toleranz, Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit gehören aber auch Mut und Zivilcourage.
Toleranz, Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit sind die drei Eigenschaften, die nach jetziger Auffassung
die mit wichtigsten Grundlagen menschlichen Zusammenlebens sind.

Im Jahr 1501 forderte es von unseren Gründervätern Mut und Zivilcourage, die Pesttoten unserer Stadt Pforzheim mit Gesängen zu ihrer letzten Ruhestätte zu tragen.

In Erinnerung an unsere geschichtlichen Vorbilder des gelebten Humanismus in unserer Stadt,
aber auch aus den Erfordernissen unserer Umbruchzeit heraus, wird die Löbliche Singergesellschaft von 1501 Pforzheim deshalb im zweijährigen Rhythmus einen Humanismuspreis für junge Erwachsene vergeben.

Für ganzheitliches, nachhaltiges und erfolgreiches gesellschaftliches Engagement. Dieses Engagement kann zuhause sein im sozialen oder humanitären, caritativen oder wissenschaftlichen, wirtschaftlichen oder kulturellen Bereich.
Wir geben hier keine scharfen Eingrenzungen vor.
In traditioneller Anlehnung an die Orientierung des Humanismus – also im Glauben an die positive Entwicklung menschlicher Potentiale und an das Vertrauen in die Kraft der Vernunft –
soll unser Preis den ständigen Wettbewerb der Ideen und schöpferisch kreativen Kräfte
für die Werte fördern, die über ein persönliches Anliegen hinaus gehen.

Unser Preis soll allerdings nicht an eine rein theoretische Arbeit oder Idee vergeben werden.
Eine aktive Anwendung, Ausführung oder Umsetzung ist unsere Bedingung.

Wichtiges Bewertungskriterium zur Preisvergabe ist neben den humanistischen Werteansätzen
die Sogwirkung zur Nachahmung und der Vorbildcharakter für die neue, junge Generation.
Das Werk des Preisträgers soll, trotz globalem Ideenansatz, den Mitmenschen oder der Gesellschaft im lokalen Lebensraum zugutekommen.

Mit unserem Humanismuspreis suchen wir also nach neuen Wegen mit gesellschaftlicher Relevanz
bei gleichzeitigem ethischen Bewusstsein und sozialer Kompetenz.

Zur Ausschreibung:
Bewerbungsschluss ist der 30. Juni 2013
Die Preisverleihung wird im Herbst 2013 stattfinden.

Wir hoffen, dass sich alle Singer geschlossen hinter die Idee ihrer Vorstände stellen.
Wir hoffen, dass diese Idee weite Kreise zieht.

(Es gilt das gesprochene Wort)

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